Der gefürchtete Leistungseinbruch bei Kilometer 80 ist kein Zeichen von Willensschwäche, sondern ein vorhersehbares Problem des Energiemanagements, das Sie vollständig kontrollieren können.
- Die körperlichen Glykogenspeicher sind auf ca. 90 Minuten intensive Belastung begrenzt; danach droht der „Hungerast“.
- Ein systematischer 12-Wochen-Trainingsplan ist entscheidend, um den Körper auf lange Distanzen vorzubereiten, ohne ins Übertraining zu geraten.
Empfehlung: Konzentrieren Sie sich weniger darauf, härter zu treten, und mehr darauf, Ihr internes „Kraftwerk“ durch gezielte Ernährung und Trainingseffizienz zu steuern.
Jeder ambitionierte Rennradfahrer in Deutschland kennt dieses Gefühl. Die ersten 60, 70, vielleicht sogar 80 Kilometer fliegen nur so dahin. Die Beine fühlen sich stark an, der Kopf ist frei. Doch dann, fast wie auf einen Schlag, ist der Stecker gezogen. Die Pedale werden schwer wie Blei, jeder kleine Anstieg fühlt sich an wie die Zugspitze, und der Gedanke an die verbleibende Distanz wird zur mentalen Qual. Dieses Phänomen, bekannt als der „Hungerast“, ist die größte Hürde auf dem Weg zur ersten echten Langstrecke von 150 Kilometern. Viele versuchen, dieses Problem mit reiner Willenskraft oder dem vagen Ratschlag „einfach mehr zu fahren“ zu überwinden – und scheitern.
Die gängigen Tipps konzentrieren sich oft auf einzelne Aspekte: längere Ausfahrten, mehr essen, vielleicht ein paar Intervalle. Doch sie übersehen das Gesamtbild. Der Sprung von 70 auf 150 Kilometer ist kein linearer Prozess, bei dem man einfach die Distanz verdoppelt. Es ist ein qualitativer Sprung, der ein tiefes Verständnis für die Funktionsweise Ihres Körpers erfordert. Es geht nicht nur darum, was Sie im Training tun, sondern auch darum, wie Sie Ihren Körper zu einem effizienteren Kraftwerk umbauen, das seine Energiequellen intelligent verwaltet.
Aber was wäre, wenn die wahre Ursache für den Einbruch bei Kilometer 80 gar nicht in Ihren Beinen, sondern in Ihrem Energiemanagement liegt? Was, wenn der Hungerast kein unvermeidbares Schicksal, sondern ein vorhersehbares System-Feedback ist, das Sie lernen können zu steuern? Dieser Artikel bricht mit dem Mythos, dass Langstreckenfähigkeit nur eine Frage von mehr Trainingskilometern ist. Wir betrachten Ihren Körper als ein System, das Sie optimieren können. Wir werden die physiologischen Grenzen nicht als Hindernis, sondern als strategische Richtlinie verstehen.
Gemeinsam werden wir eine Architektur für Ihr Training entwerfen, Ihre Ernährungsstrategie auf ein neues Level heben und die mentalen Fallen des Übertrainings umgehen. Ziel ist es, Sie nicht nur irgendwie ins Ziel Ihrer ersten 150-km-Tour zu bringen, sondern Sie dorthin zu bringen – stark, kontrolliert und mit einem Lächeln im Gesicht. Sie werden lernen, wie Sie zum Manager Ihrer eigenen Leistung werden.
Dieser Leitfaden ist Ihr strategischer Fahrplan. Er führt Sie Schritt für Schritt durch die entscheidenden Aspekte, von den physiologischen Grundlagen über den Trainingsaufbau bis hin zur perfekten Ernährungsstrategie während der Fahrt und danach. Machen Sie sich bereit, die 150-km-Marke zu knacken.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Fahrplan zur ersten 150-km-Tour
- Warum die meisten Fahrer nach 80 km dramatisch einbrechen: Die Glykogen-Grenze des Körpers?
- Wie Sie Ihren Körper in 12 Wochen systematisch auf 150 km vorbereiten, ohne Übertraining zu riskieren?
- Intervalltraining vs. lange Grundlageneinheiten: Was bringt Sie schneller zu 150 km Fähigkeit?
- Die Überlastungsfalle: Warum Distanzsteigerung über 10% pro Woche zu 6 Wochen Zwangspause führt?
- Wann während der Fahrt Energie zuführen: Alle 20 Minuten nach Plan oder nach Hungergefühl?
- Warum die meisten Fahrer nach 80 km dramatisch einbrechen: Die Glykogen-Grenze des Körpers?
- Intervalltraining vs. lange Grundlageneinheiten: Was bringt Sie schneller zu 150 km Fähigkeit?
- Wie Sie Protein, Kohlenhydrate und Mikronährstoffe präzise timen für 30% bessere Trainingseffekte?
Warum die meisten Fahrer nach 80 km dramatisch einbrechen: Die Glykogen-Grenze des Körpers?
Der plötzliche Leistungseinbruch, der sich oft um die 80-Kilometer-Marke herum einstellt, ist kein Zufall. Er ist eine direkte Folge der physiologischen Gegebenheiten unseres Körpers. Die primäre Energiequelle für intensive Belastungen wie zügiges Radfahren sind Kohlenhydrate, die als Glykogen in Muskeln und Leber gespeichert werden. Das Problem: Diese Speicher sind streng limitiert. Ein durchschnittlich trainierter Sportler kann etwa 300-600 Gramm Glykogen in der Muskulatur und zusätzliche 80-110 Gramm in der Leber speichern. Das klingt viel, reicht aber bei hoher Intensität nur für etwa 90 bis 120 Minuten. Die 80-Kilometer-Marke entspricht für viele Fahrer genau diesem Zeitfenster.
Wenn diese Speicher zur Neige gehen, schaltet der Körper in einen Schutzmodus. Er versucht, auf die nahezu unbegrenzten Fettreserven als Energiequelle umzusteigen. Dieser Prozess ist jedoch deutlich ineffizienter und langsamer, was zu einem dramatischen Leistungsabfall führt. Experten warnen davor, dass bei unzureichender Kohlenhydratversorgung eine Leistungseinbuße von bis zu 20 Prozent auftreten kann. Dies ist der Moment, den wir als „Hungerast“ oder „den Mann mit dem Hammer treffen“ bezeichnen. Es ist kein Versagen des Willens, sondern schlichtweg ein leerer Tank.
Die Strategie muss also darauf abzielen, dieses Szenario zu vermeiden. Das gelingt durch zwei Hauptmechanismen: Erstens, den Körper durch Training darauf zu konditionieren, seinen Fettstoffwechsel zu optimieren und somit bei moderatem Tempo weniger von den kostbaren Glykogenreserven zu verbrauchen. Zweitens, die Glykogenspeicher während der Fahrt proaktiv und kontinuierlich aufzufüllen, lange bevor das Hungergefühl einsetzt. Die Herausforderung dabei ist, dass der Körper unter Belastung nur eine begrenzte Menge an Kohlenhydraten pro Stunde aufnehmen kann, meist zwischen 60 und 80 Gramm. Ein planvolles Vorgehen ist daher unerlässlich.
Wie Sie Ihren Körper in 12 Wochen systematisch auf 150 km vorbereiten, ohne Übertraining zu riskieren?
Der Sprung auf 150 Kilometer gelingt nicht durch zufällige, lange Touren am Wochenende. Er erfordert eine durchdachte Trainings-Architektur, die den Körper schrittweise an die Belastung heranführt, ohne ihn zu überfordern. Ein bewährter Ansatz ist ein 12-wöchiger, periodisierter Trainingsplan, der auf dem Prinzip der Superkompensation beruht: Belastung und anschließende Erholung führen zu einer Leistungssteigerung. Eine planlose Steigerung führt hingegen schnell ins Übertraining und zu Zwangspausen. Die visuelle Metapher von aufsteigenden Stufen, wie sie in der deutschen Waldlandschaft zu finden sind, passt hier perfekt: Jeder Schritt baut auf dem vorherigen auf.

Ein solcher Plan gliedert sich typischerweise in drei Phasen, die den Körper gezielt auf die Langstrecke vorbereiten. Das Ziel ist es, eine solide Basis zu schaffen, die Belastbarkeit progressiv zu erhöhen und pünktlich zum Zieldatum in Topform zu sein. Mit einem solchen Fundament sollten laut Trainingsexperten 100 bis 150 Kilometer locker zu bewältigen sein, was die Effektivität eines strukturierten Vorgehens unterstreicht.
Die folgende Tabelle skizziert eine beispielhafte 12-Wochen-Struktur, die sich auf den Aufbau der Langstreckenfähigkeit konzentriert. Sie dient als Gerüst, um das Training sinnvoll zu periodisieren.
| Phase | Dauer | Fokus | Trainingsinhalt |
|---|---|---|---|
| Basis | 4 Wochen | Grundlagenaufbau | Lange Fahrten in Zone 2 verbessern die Fähigkeit, über längere Zeiträume zu fahren – nichts ist wichtiger als die Fähigkeit, mehr als sechs Stunden bequem zu fahren. |
| Aufbau | 6 Wochen | Progressive Steigerung | Wenn du diese Fahrten Woche für Woche erfolgreich absolvierst, kann das den Unterschied ausmachen, ob du deine 200 km schaffst oder bei 150 km schlapp machst. |
| Tapering | 2 Wochen | Erholung & Form | Diese 12 Wochen geben dir genug Zeit, um dein Training anzupassen, dich angemessen auszuruhen und rechtzeitig gestärkt zurückzukehren. |
Intervalltraining vs. lange Grundlageneinheiten: Was bringt Sie schneller zu 150 km Fähigkeit?
Die Debatte zwischen langen, langsamen Fahrten (Grundlagentraining) und kurzen, intensiven Einheiten (Intervalltraining) ist ein Klassiker unter Radsportlern. Doch für das Ziel „150 km“ lautet die Antwort nicht „entweder/oder“, sondern „sowohl/als auch“. Beide Trainingsformen bedienen unterschiedliche physiologische Systeme, die für eine erfolgreiche Langstrecke unerlässlich sind. Die Experten des TOUR Magazins bringen es auf den Punkt:
Geschwindigkeit tötet, nicht die Strecke. Der menschliche Motor bleibt im Bereich der Fettverbrennung sehr lange leistungsfähig, wenn diese hinreichend ausgebildet ist und zusätzlich noch während der Belastung gegessen wird. Die langfristig erzielbare Dauerleistung hängt vor allem vom Energiefluss ab – von der Fettverbrennung und den unterwegs zugeführten Kohlenhydraten.
– TOUR Magazin Trainingsexperten, Rennrad-Trainingsplan 2025: Längere Strecken
Lange Grundlageneinheiten im moderaten Tempo (Zone 2) sind das Fundament. Sie trainieren den Körper darauf, Fett effizienter als Energiequelle zu nutzen. Das schont die begrenzten Glykogenspeicher und ist der Schlüssel, um den Hungerast nach hinten zu verschieben. Wer nur kurze, intensive Einheiten fährt, dessen Fettstoffwechsel bleibt untrainiert – mit fatalen Folgen auf der Langstrecke.
Auf der anderen Seite heben intensive Trainingsformen wie das Sweet-Spot-Training die allgemeine Leistungsfähigkeit an. Diese Einheiten, die laut einer Analyse zwischen 88 und 93 Prozent der Functional Threshold Power (FTP) stattfinden, verbessern die Fähigkeit des Körpers, Laktat zu verarbeiten und eine höhere Leistung über längere Zeit aufrechtzuerhalten. Ein höherer FTP bedeutet, dass das Grundlagentempo (z.B. 75% des FTP) absolut gesehen schneller wird. Man fährt also bei gleichem relativem Aufwand schneller und kommt somit früher ans Ziel. Die Kombination ist entscheidend: Die Grundlage schafft die Ausdauer, die Intensität schafft die Geschwindigkeit.
Die Überlastungsfalle: Warum Distanzsteigerung über 10% pro Woche zu 6 Wochen Zwangspause führt?
Motivation ist ein starker Motor, aber auch ein gefährlicher. Nach den ersten erfolgreichen Steigerungen neigen viele Radfahrer dazu, zu schnell zu viel zu wollen. Sie erhöhen den Trainingsumfang oder die Distanz ihrer längsten Tour sprunghaft – und tappen direkt in die Überlastungsfalle. Der Körper benötigt Zeit, um sich an neue Belastungen anzupassen. Sehnen, Bänder und Gelenke adaptieren sich langsamer als das Herz-Kreislauf-System. Eine zu schnelle Steigerung führt zu Entzündungen, Überlastungssyndromen und im schlimmsten Fall zu Verletzungen, die eine wochenlange Zwangspause erzwingen und den gesamten Fortschritt zunichtemachen.

Die berühmte 10%-Regel ist hier ein entscheidender Sicherheitsanker. Sie besagt, dass der wöchentliche Gesamtumfang (in Zeit oder Kilometern) um nicht mehr als 10% gesteigert werden sollte. Dieser moderate Anstieg gibt dem Körper genügend Zeit für die notwendigen Anpassungsprozesse. Genauso wichtig ist die Integration von Entlastungswochen, in denen der Umfang bewusst reduziert wird, um die Superkompensation zu ermöglichen und ein Übertraining zu verhindern. Wer diesen Rhythmus aus Belastung und Entlastung ignoriert, riskiert, seinen Körper auszubrennen.
Fallbeispiel: Pacing-Lernen
Ein Fahrer, der es gewohnt ist, seine 60-Kilometer-Runden „am Anschlag“ zu fahren, wird bei dem Versuch, 100 Kilometer zu bewältigen, schnell an seine Grenzen stoßen. Sein Körper hat nie gelernt, im ökonomischen Langstreckentempo zu agieren. Ein Fahrer hingegen, der regelmäßig 150 Kilometer im Grundlagentempo trainiert, spult diese Distanz mühelos ab, weil er das richtige Pacing und das dazugehörige Energiemanagement verinnerlicht hat. Es geht also nicht nur um die Distanz, sondern um das Erlernen der richtigen Intensität für die jeweilige Distanz.
Um die Überlastungsfalle sicher zu umgehen, ist ein methodisches Vorgehen unerlässlich. Der folgende Plan bietet eine einfache, aber effektive Struktur zur Steigerung der Trainingsumfänge.
Ihr Plan zur sicheren Steigerung
- Steigern Sie Ihre wöchentliche Trainingszeit um nicht mehr als 10%.
- Beginnen Sie beispielsweise mit 2 Einheiten à 40 Minuten in Woche 1 und steigern Sie auf 2x 45 Minuten in Woche 2 und 2x 50 Minuten in Woche 3.
- Legen Sie in Woche 4 eine Entlastungswoche ein, in der Sie den Umfang auf das Niveau von Woche 1 reduzieren.
- Setzen Sie nach der Entlastungswoche dort an, wo Sie in Woche 3 aufgehört haben, und beginnen Sie einen neuen 3-Wochen-Block.
Wann während der Fahrt Energie zuführen: Alle 20 Minuten nach Plan oder nach Hungergefühl?
Eine der kritischsten Fragen für die Langstrecke ist das Timing der Energiezufuhr. Die klare und unmissverständliche Antwort aus der Sportwissenschaft lautet: Nach Plan, nicht nach Gefühl. Auf das Hungergefühl zu warten, ist ein strategischer Fehler. Hunger ist bereits das erste Anzeichen eines beginnenden Energiedefizits. Wenn Sie ihn spüren, ist es oft schon zu spät, um den Prozess vollständig umzukehren. Der Magen kann unter Belastung nur eine begrenzte Menge an Nährstoffen verarbeiten, und es dauert, bis die Energie im Muskel ankommt. Proaktives, kontinuierliches „Tanken“ ist der einzige Weg, die Glykogenspeicher stabil zu halten und den Hungerast zu vermeiden.
Die Strategie sollte bereits vor der ersten Pedalumdrehung beginnen. Eine kohlenhydratreiche Mahlzeit 2-3 Stunden vor der Fahrt füllt die Speicher auf. Während der Fahrt gilt die Faustregel, bereits nach 45-60 Minuten mit der Energiezufuhr zu beginnen und dann alle 20-30 Minuten eine kleine Menge zu sich zu nehmen. Ziel ist es, eine konstante Zufuhr von 60-90 Gramm Kohlenhydraten pro Stunde zu erreichen. Studien haben gezeigt, dass gut trainierte Profisportler durch eine optimierte Mischung aus Glukose und Fruktose ihre Aufnahmekapazität auf bis zu 120 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde steigern können, was das enorme Potenzial eines „trainierten Magens“ unterstreicht.
Die genaue Menge und Art der Verpflegung hängt von der Dauer und Intensität der Belastung ab. Die folgende Tabelle gibt eine klare Orientierung für eine effektive Versorgungsstrategie.
| Belastungsdauer | Kohlenhydratbedarf | Versorgungsstrategie |
|---|---|---|
| Unter 1 Stunde | Keine zusätzliche Zufuhr nötig | Mundspülung mit kohlenhydratreichem Getränk kann Leistung steigern. |
| 1-2 Stunden | 30-60 g/h | Sportgetränke oder kleine Mengen feste Nahrung (z.B. Banane, Riegel). |
| Über 2 Stunden | 60-90 g/h | Mix aus Glukose und Fruktose (in Gels, Drinks) erhöht Aufnahmekapazität von 60 auf 90 g/h. |
Warum die meisten Fahrer nach 80 km dramatisch einbrechen: Die Glykogen-Grenze des Körpers?
Wir haben die mechanische Ursache des Hungerastes verstanden: leere Glykogenspeicher. Doch wie fühlt sich dieser Prozess an und wie können wir die Signale unseres Körpers richtig deuten? Der Einbruch bei Kilometer 80 ist selten ein plötzliches Ereignis. Er kündigt sich durch subtile, aber klare Frühwarnsignale an. Wer lernt, dieses „System-Feedback“ zu interpretieren, kann rechtzeitig gegensteuern, anstatt hilflos in die Wand zu fahren. Das Ignorieren dieser Signale ist der Hauptgrund, warum so viele Fahrer dramatisch einbrechen.
Eines der ersten Anzeichen ist oft mentaler Natur. Die Konzentration lässt nach, man macht kleine Fahrfehler, positive Gedanken weichen einer negativen, gereizten Grundstimmung. Ein weiteres klares Signal ist ein leichtes Frösteln oder Gänsehaut, obwohl die Außentemperatur unverändert ist. Dies ist ein Zeichen dafür, dass der Körper beginnt, weniger wichtige Funktionen wie die periphere Wärmeregulierung herunterzufahren, um Energie für die Kernfunktionen zu sparen. Auch ein plötzlicher Heißhunger auf Süßes oder das Gefühl eines „leeren Magens“ sind Alarmzeichen, die weit vor dem eigentlichen Leistungseinbruch auftreten.
An diesem Punkt begehen viele den Fehler, die Signale zu ignorieren und mit Willenskraft „durchzubeißen“. Sie interpretieren die beginnende Schwäche als persönliches Versagen statt als neutralen Datenpunkt, der eine Handlung erfordert: sofortige Energiezufuhr. Die Glykogen-Grenze ist keine Mauer, gegen die man rennt, sondern eher eine rote Warnleuchte auf dem Armaturenbrett. Wenn sie aufleuchtet, tritt man nicht fester aufs Gas, sondern fährt zur nächsten Tankstelle. Für den Radfahrer bedeutet das: sofort ein Gel oder einen Riegel konsumieren und das Tempo leicht drosseln, um dem Körper Zeit zur Verarbeitung zu geben.
Intervalltraining vs. lange Grundlageneinheiten: Was bringt Sie schneller zu 150 km Fähigkeit?
Nachdem wir verstanden haben, dass sowohl Grundlagenausdauer als auch intensive Intervalle für das 150-km-Ziel entscheidend sind, stellt sich die praktische Frage: Wie integriert man beides in eine typische Trainingswoche? Die Kunst des Trainings-Architekten besteht darin, diese unterschiedlichen Reize so zu platzieren, dass sie sich ergänzen und nicht gegenseitig behindern. Eine harte Intervalleinheit am Tag vor einer langen Grundlagentour ist beispielsweise kontraproduktiv, da die Glykogenspeicher nicht vollständig regeneriert sind.
Eine bewährte Struktur während der Aufbauphase könnte wie folgt aussehen, um eine Balance zwischen Intensität, Umfang und Erholung zu gewährleisten:
- Montag: Ruhetag oder aktive Erholung (z.B. 30-45 Minuten lockeres Rollen in Zone 1).
- Dienstag: Intensive Einheit. Zum Beispiel Sweet-Spot-Intervalle (2 x 20 Minuten im Bereich von 88-93% der FTP) mit ausreichendem Auf- und Abwärmen.
- Mittwoch: Moderate Ausdauer. Eine 60-90-minütige Fahrt in Zone 2, um die Regeneration zu fördern und den Stoffwechsel zu aktivieren.
- Donnerstag: Zweite intensive Einheit. Zum Beispiel Schwellenintervalle (z.B. 4 x 8 Minuten an der FTP), um die Laktattoleranz zu verbessern.
- Freitag: Ruhetag. Der Körper benötigt die Pause, um sich auf die lange Einheit am Wochenende vorzubereiten.
- Samstag: Die lange Tour. Dies ist die Schlüsseleinheit der Woche, bei der die Distanz schrittweise gesteigert wird. Gefahren wird primär in Zone 2, um den Fettstoffwechsel zu trainieren. Hier werden auch Ernährungsstrategien getestet.
- Sonntag: Lockere Ausdauerfahrt oder Ruhetag, je nach Gefühl und Gesamtbelastung der Woche.
Diese Struktur bietet zwei intensive Reize zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und eine lange Einheit zur Verbesserung der Ausdauer und Ermüdungsresistenz. Die Tage dazwischen sind entscheidend für die Regeneration, denn der eigentliche Trainingseffekt entsteht in der Erholungsphase. Es ist dieser intelligente Mix, der Sie schneller und sicherer an Ihr 150-km-Ziel bringt als jede einseitige Trainingsmethode.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Hungerast ist kein Schicksal, sondern ein managebares Problem des Energiestoffwechsels, das durch proaktive Verpflegung vermieden wird.
- Ein strukturierter 12-Wochen-Plan mit progressiver Steigerung (max. 10% pro Woche) und Entlastungsphasen ist der sicherste Weg, um Übertraining zu vermeiden.
- Die Kombination aus langen, langsamen Grundlageneinheiten (zur Fettstoffwechsel-Optimierung) und intensiven Intervallen (zur Leistungssteigerung) ist der Schlüssel zum Erfolg.
Wie Sie Protein, Kohlenhydrate und Mikronährstoffe präzise timen für 30% bessere Trainingseffekte?
Das Training ist nur die halbe Miete. Die andere, oft unterschätzte Hälfte ist die Regeneration. Und die beginnt in dem Moment, in dem Sie vom Rad steigen. Das richtige Timing von Nährstoffen nach einer harten oder langen Einheit kann die Trainingseffekte signifikant verbessern und die Erholungszeit verkürzen. Der Schlüssel liegt im sogenannten „anabolen Fenster“, einem Zeitraum, in dem der Körper besonders aufnahmefähig für Nährstoffe ist.
Direkt nach der Belastung sind die Glykogenspeicher der Muskeln geleert und die Muskelfasern weisen Mikroverletzungen auf. Der Körper ist nun bereit, Nährstoffe wie ein Schwamm aufzusaugen, um die Speicher wieder aufzufüllen und die Reparaturprozesse einzuleiten. Studien zeigen, dass die Muskeln in den ersten zwei Stunden nach der Aktivität Glykogen besonders effizient einlagern können. Eine Kombination aus schnell verfügbaren Kohlenhydraten und hochwertigem Protein ist in diesem Zeitfenster ideal. Die Kohlenhydrate füllen die leeren Tanks, während das Protein den Blutzuckerspiegel stabilisiert, die Aufnahme der Kohlenhydrate in die Zellen verbessert und das Baumaterial für die Muskelreparatur liefert.
Ein einfacher Regenerationsshake aus Fruchtsaft und Proteinpulver oder ein Joghurt mit Banane und Honig direkt nach der Tour sind effektive erste Maßnahmen. Doch auch die allgemeine Proteinzufuhr über den Tag ist entscheidend. Für die Reparaturprozesse benötigen Ausdauersportler mehr Protein als Nicht-Sportler. Sportwissenschaftler empfehlen, dass ein bis 1,6 Gramm hochwertiges Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht täglich zugeführt werden sollten. Wer das Nährstoff-Timing vernachlässigt, lässt wertvolles Potenzial liegen, bremst seine Regeneration aus und geht erschöpft in die nächste Trainingseinheit. Präzises Timing ist kein Hexenwerk, sondern ein entscheidender Baustein Ihrer Trainings-Architektur.
Hören Sie auf, vor dem Hungerast Angst zu haben, und fangen Sie an, ihn zu managen. Ihr Weg zur ersten 150-km-Tour ist keine Frage des Zufalls, sondern das Ergebnis einer intelligenten Strategie. Beginnen Sie noch heute damit, Ihren persönlichen 12-Wochen-Plan zu skizzieren und machen Sie die 150-km-Marke zu Ihrem nächsten großen Erfolgserlebnis.