Entgegen der gängigen Meinung ist nicht das Volumen, sondern die Qualität Ihres Trainings der größte Leistungshebel: Gezielte Kraft- und Technikeinheiten sind zeiteffizienter als stundenlange „Junk-Miles“.
- Zwei wöchentliche Krafteinheiten à 45 Minuten steigern die Maximalkraft – die Grundlage für explosive Sprints und Anstiege.
- Technik-Drills verbessern die Bewegungsökonomie, was zu einer höheren Wattleistung bei gleichem Krafteinsatz führt.
Empfehlung: Ersetzen Sie drei Stunden monotones Ausdauertraining pro Woche durch zwei gezielte Kraft- und Technikeinheiten, um einen messbaren Leistungssprung zu erzielen.
Viele ausdauerfokussierte Radfahrer in Deutschland sind in einer Endlosschleife gefangen: mehr Kilometer, mehr Stunden im Sattel – in der Hoffnung, dadurch schneller zu werden. Man sammelt fleißig Distanz, optimiert die Ernährung und investiert in aerodynamische Ausrüstung. Doch was, wenn der wahre Schlüssel zu einem neuen Leistungsniveau nicht in zusätzlichen Stunden, sondern in einer fundamental anderen Herangehensweise liegt? Was, wenn das unermüdliche Sammeln von Kilometern Sie zwar ausdauernd, aber nicht zwangsläufig schneller oder effizienter macht?
Die weitverbreitete Annahme, dass nur Radfahren einen besseren Radfahrer macht, ignoriert eine entscheidende Komponente: das neuromuskuläre System. Die Fähigkeit, kraftvoll und effizient in die Pedale zu treten, ist nicht nur eine Frage der Ausdauer, sondern primär eine der gezielten Kraftentwicklung und der perfekten Ansteuerung dieser Kraft. Hier liegt der Kern des Problems: Ein starker Motor (Herz-Kreislauf-System) nützt wenig, wenn das Fahrwerk (Muskeln und Nerven) die Kraft nicht optimal auf die Straße bringt. Es geht um die Synchronisation von neuronaler Ansteuerung und biomechanischer Effizienz.
Dieser Artikel bricht mit dem Dogma des reinen Volumentrainings. Stattdessen beleuchten wir, wie die strategische Kombination aus gezieltem Krafttraining und spezifischen Technik-Drills nicht nur Ihre Leistung um ein Vielfaches effektiver steigert als drei zusätzliche Stunden Ausdauertraining, sondern Sie auch zu einem robusteren und verletzungsresistenteren Athleten macht. Wir werden zeigen, wie Sie die Qualität Ihres Trainings über die Quantität stellen und so Ihr volles Potenzial entfalten.
Um Ihnen einen klaren Weg durch diese ganzheitliche Trainingsphilosophie zu bieten, gliedert sich der Artikel in logische Abschnitte. Wir beginnen mit der Grundlage – der reinen Kraft – und bauen darauf auf, indem wir Technik, Verletzungsprävention und die praktische Integration in Ihren Alltag beleuchten.
Inhaltsverzeichnis: Der Weg zu ganzheitlicher Radsport-Performance
- Warum 8 Wochen Beinpresse-Training Ihre Sprint-Power um 15% steigern kann?
- Wie Sie durch Einbein-Drills und Kadenz-Variationen Ihre Round-Pedaling-Effizienz um 12% verbessern?
- Kniebeugen im Studio vs. Hill-Repeats auf dem Rad: Was entwickelt radsportspezifische Kraft besser?
- Die Verletzungsgefahr: Warum mehr Kraft ohne Technik-Upgrade zu Knie-Überlastung führt?
- Wie Sie 2x45min Krafttraining pro Woche platzieren, ohne Rad-Sessions zu kompromittieren?
- Warum 8 Wochen Beinpresse-Training Ihre Sprint-Power um 15% steigern kann?
- Wie Sie durch Einbein-Drills und Kadenz-Variationen Ihre Round-Pedaling-Effizienz um 12% verbessern?
- Wie Sie als Radfahrer gezielt Bein- und Rumpfmuskulatur aufbauen ohne schwerer oder langsamer zu werden?
Warum 8 Wochen Beinpresse-Training Ihre Sprint-Power um 15% steigern kann?
Die Gleichung für Leistung im Radsport ist physikalisch einfach: Leistung = Kraft x Trittfrequenz. Während Ausdauertraining primär die Fähigkeit verbessert, eine bestimmte Leistung über lange Zeit zu halten, vernachlässigt es oft die „Kraft“-Komponente der Gleichung. Hier kommt gezieltes Krafttraining wie an der Beinpresse ins Spiel. Es zielt darauf ab, Ihre Maximalkraft zu erhöhen – die absolute Obergrenze der Kraft, die Ihre Muskeln erzeugen können. Eine höhere Maximalkraft bedeutet, dass jeder einzelne Pedaltritt potenziell kraftvoller sein kann. Dies ist nicht nur für den Zielsprint entscheidend, sondern auch für explosive Antritte am Berg oder das Schließen einer Lücke.
Eine norwegische Studie, die im Radsport für Aufsehen sorgte, untermauert diesen Punkt eindrucksvoll. Radsportler, die ihr reguläres Training um zwei wöchentliche Einheiten mit schweren Kniebeugen und Beinpressen ergänzten, zeigten signifikante Leistungsverbesserungen. Diese Art des Trainings bewirkt eine tiefgreifende neuronale Anpassung, bei der das Gehirn lernt, mehr Muskelfasern gleichzeitig zu rekrutieren und zu aktivieren. Es ist weniger ein Aufbau von Muskelmasse als vielmehr eine Optimierung des „Betriebssystems“ Ihrer Muskulatur.

Wie das Bild andeutet, geht es um die feinen Strukturen und deren Ansteuerung. Eine Steigerung der Sprint-Power um 15 % ist ein realistisches Ergebnis, da Sie Ihre Kraftbasis anheben. Eine höhere Basis ermöglicht es Ihnen, im entscheidenden Moment auf mehr Reserven zurückzugreifen, ohne dass Ihre Muskeln sofort ermüden. Das Krafttraining dient somit als fundamentaler Hebel, um Ihr gesamtes Leistungspotenzial nach oben zu verschieben.
Wie Sie durch Einbein-Drills und Kadenz-Variationen Ihre Round-Pedaling-Effizienz um 12% verbessern?
Rohe Kraft ist nur eine Seite der Medaille. Die andere, oft unterschätzte Seite, ist die Effizienz, mit der diese Kraft auf das Pedal übertragen wird. Die meisten Radfahrer erzeugen den Großteil ihrer Leistung in der Druckphase zwischen 12 und 6 Uhr. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass 80 bis 85 % der Gesamtkraft auf die Druckphase entfallen, während die Zug- und Schubphasen vernachlässigt werden. Dies führt zu einem unrunden, „stampfenden“ Tritt und vergeudet wertvolle Energie.
Hier setzen Technik-Drills wie das einbeinige Treten an. Indem Sie gezwungen sind, das Pedal mit nur einem Bein über den gesamten 360-Grad-Zyklus zu führen, trainieren Sie gezielt die oft schwache Muskulatur der hinteren Oberschenkel und der Hüftbeuger. Sie lernen, die „toten Punkte“ bei 6 und 12 Uhr zu eliminieren und eine kontinuierliche Kraftübertragung zu gewährleisten. Dies verbessert Ihre Bewegungsökonomie fundamental. Kadenz-Variationen, bei denen Sie bewusst zwischen sehr hohen (z.B. 110-120 U/min) und sehr niedrigen Frequenzen (z.B. 50-60 U/min) wechseln, schulen ebenfalls die intermuskuläre Koordination und die Fähigkeit Ihres Nervensystems, sich an unterschiedliche Anforderungen anzupassen.
Ein oft übersehener, aber entscheidender Stabilisator für einen effizienten Tritt ist die seitliche Hüftmuskulatur. Wie die Physiotherapeutin Bianca Broadbent von der University of Birmingham erklärt, ist sie der Schlüssel zur Kraftübertragung:
Der Musculus gluteus medius ist ein wichtiger Muskel für Radfahrer, da er hilft, seitlichen Kräften entgegenzuwirken, die die Effizienz beim Treten verringern können. Es ist ein Muskel, der dabei hilft, die Kraft direkt auf die Pedale zu konzentrieren – genau dort, wo sie benötigt wird.
– Bianca Broadbent, Physiotherapeutin bei Fit Your Bike
Eine Verbesserung der Pedaleffizienz um 12 % bedeutet, dass Sie bei gleichem Sauerstoffverbrauch und gleicher Anstrengung eine höhere Wattleistung erbringen. Sie werden nicht nur schneller, sondern sparen auch Energie für die entscheidenden Momente des Rennens oder der Tour.
Kniebeugen im Studio vs. Hill-Repeats auf dem Rad: Was entwickelt radsportspezifische Kraft besser?
Die Frage, ob Krafttraining im Fitnessstudio oder kraftorientiertes Training auf dem Rad besser ist, führt oft zu hitzigen Debatten. Die Antwort lautet: Es ist kein „Entweder-oder“, sondern ein „Sowohl-als-auch“. Beide Methoden zielen auf unterschiedliche physiologische Anpassungen ab und haben ihren Platz in einem gut strukturierten Trainingsplan. Kniebeugen mit schweren Gewichten im Studio sind unübertroffen, wenn es um die Steigerung der Maximalkraft und die Aktivierung der schnellzuckenden Typ-II-Muskelfasern geht. Dies ist die Grundlage für explosive Kraft.
Hill-Repeats (Bergwiederholungen) hingegen trainieren die Kraftausdauer – die Fähigkeit, eine hohe Kraft über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Sie sind spezifischer, da die Bewegung identisch mit der Wettkampfanforderung ist und primär die ermüdungsresistenteren Typ-I- und Typ-IIa-Fasern anspricht. Eine Studie mit Top-Radsportlerinnen zeigte, dass ein zusätzliches, elfwöchiges Krafttrainings-Programm zu einer signifikanten Verbesserung der Durchschnitts-Wattleistung und Effizienz führte, was die Synergie beider Methoden bestätigt.
Die folgende Tabelle fasst die wesentlichen Unterschiede zusammen und hilft bei der Einordnung in Ihren Trainingszyklus. Wie eine vergleichende Analyse von Trainingsmethoden zeigt, ist die Periodisierung entscheidend.
| Aspekt | Kniebeugen im Studio | Hill-Repeats auf dem Rad |
|---|---|---|
| Zielmuskelfasern | Typ-II (explosive Kraft) | Typ-I/IIa (Kraftausdauer) |
| Trainingszeit | 30-45 Min., 2x/Woche | 60-90 Min., 2-3x/Woche |
| Beste Phase | Winter (Grundlagenphase) | Frühjahr (Aufbauphase) |
| Gewichtszunahme | Minimal bei korrekter Ausführung | Keine |
| Verletzungsrisiko | Mittel (Technik entscheidend) | Gering |
Die strategische Schlussfolgerung ist klar: Bauen Sie im Winter eine solide Maximalkraftbasis im Studio auf. Im Frühjahr wandeln Sie diese Basis dann durch spezifische Einheiten wie Hill-Repeats in rennfertige Kraftausdauer um. So schaffen Sie eine umfassende und robuste Kraftentwicklung, die weit über das hinausgeht, was reines Ausdauertraining leisten kann.
Die Verletzungsgefahr: Warum mehr Kraft ohne Technik-Upgrade zu Knie-Überlastung führt?
Mehr Kraft ist nicht automatisch besser – sie ist nur dann ein Vorteil, wenn sie in ein stabiles und technisch sauberes System eingeleitet wird. Stellt man sich den Körper als Kette vor, ist die neu gewonnene Kraft ein stärkerer Motor. Wenn jedoch ein Glied in dieser Kette – sei es eine instabile Hüfte, ein schwacher Rumpf oder eine falsche Radeinstellung – schwach ist, wird die zusätzliche Kraft genau dort zu Überlastung und potenziellen Verletzungen führen. Das Knie ist dabei oft das erste Opfer, da es als Gelenk zwischen den beiden großen Kraftproduzenten Hüfte und Fuß liegt und Dysbalancen ausgleichen muss.
Ein häufiger Fehler ist, die gestiegene Kraft mit einer schlechten Bewegungsökonomie zu kombinieren. Ein instabiles Becken, das bei jedem Tritt seitlich kippt, oder Knie, die nach innen fallen, erzeugen Scher- und Rotationskräfte im Kniegelenk, die durch die höhere Krafteinwirkung potenziert werden. Deshalb ist ein Technik-Upgrade untrennbar mit dem Kraftaufbau verbunden. Dies beginnt bei der korrekten Einstellung des Rades. Ein professionelles Bike-Fitting ist keine Luxusausgabe, sondern eine fundamentale Investition in Ihre Leistungsfähigkeit und Gesundheit. In Deutschland ist eine Investition von 200 bis 300 Euro für ein Fitting typisch und kann die Ursache vieler Beschwerden beheben.

Parallel zum Training auf dem Rad sind präventive Mobilitäts- und Stabilitätsübungen unerlässlich. Sie sorgen dafür, dass Ihr „Fahrwerk“ der neuen Motorleistung gewachsen ist. Übungen wie Glute Bridges zur Stärkung der Gesäßmuskulatur oder Rumpfrotationen verbessern die Stabilität und verhindern Energieverluste durch unerwünschte Ausweichbewegungen.
Checkliste zur Technik-Auditierung: So vermeiden Sie Überlastungsschäden
- Kontaktpunkte prüfen: Kontrollieren Sie systematisch Sattelhöhe, Lenkerposition und die Ausrichtung Ihrer Schuhplatten (Cleats). Bereits kleinste Fehlstellungen können auf Dauer zu Problemen führen.
- Bewegungsablauf filmen: Machen Sie eine seitliche Videoaufnahme von sich auf der Rolle. Analysieren Sie die Knie- und Hüftbewegung in Zeitlupe. Ist die Bewegung flüssig oder ruckartig?
- Symmetrie-Check durchführen: Beobachten Sie sich beim einbeinigen Treten im Spiegel. Kippt Ihr Becken zur Seite ab? Dies ist ein klares Zeichen für eine instabile Hüfte.
- Schmerzanalyse betreiben: Führen Sie ein kurzes Schmerztagebuch. Notieren Sie genau, wann und wo Beschwerden auftreten (z.B. „vorderer Knieschmerz nach 2h Fahrt“).
- Korrekturplan erstellen: Integrieren Sie basierend auf Ihren Beobachtungen gezielte Mobilitätsübungen und planen Sie bei anhaltenden Problemen ein professionelles Bike-Fitting als nächsten Schritt.
Wie Sie 2x45min Krafttraining pro Woche platzieren, ohne Rad-Sessions zu kompromittieren?
Die größte Hürde für viele ambitionierte Radfahrer ist nicht der Wille, sondern die Zeit. Die Vorstellung, zusätzlich zum bereits vollen Trainings- und Alltagsplan noch Termine im Fitnessstudio unterzubringen, wirkt abschreckend. Doch hier liegt ein entscheidender Vorteil des Krafttrainings: Es ist extrem zeiteffizient. Wie der German Cycling Trainer Club bestätigt, kann ein effektives Krafttraining bereits in 45 Minuten durchgeführt werden, wenn der Fokus auf wenigen, aber entscheidenden Grundübungen liegt.
Der Schlüssel liegt in der intelligenten Planung und Integration. Statt das Krafttraining als zusätzliche Belastung zu sehen, sollte es als integraler Bestandteil des Wochenplans betrachtet werden, der andere Einheiten ergänzt, nicht kannibalisiert. Eine grundlegende Regel ist, intensives Krafttraining nicht direkt vor eine intensive Radeinheit zu legen. Ein Abstand von mindestens 24 Stunden ist ideal, um dem Nervensystem und den Muskeln Zeit zur Erholung zu geben. Eine Krafteinheit am Abend nach einer lockeren Grundlageneinheit am Morgen kann hingegen gut funktionieren.
Die konkrete Umsetzung hängt stark von den individuellen Lebensumständen ab. Ein Manager mit langen Arbeitstagen wird eine andere Lösung finden müssen als ein Familienvater. Die folgende Tabelle skizziert zwei beispielhafte Wochenpläne, um die praktische Integration zu verdeutlichen.
| Plan-Typ | Montag | Dienstag | Mittwoch | Donnerstag | Freitag | Samstag | Sonntag |
|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Manager-Plan | Rad GA1 | Kraft Abend | Ruhe | Kraft Abend | Rad Intervall | Lange Tour | Ruhe/Aktiv |
| Familien-Plan | Kraft 6 Uhr | Rad GA1 | Kraft 6 Uhr | Ruhe | Rad Intervall | Familie | Lange Tour |
Der „Familien-Plan“ zeigt, wie das Krafttraining frühmorgens vor dem Start des Alltags platziert werden kann, um den Abend und das Wochenende für Familie und lange Touren freizuhalten. Der „Manager-Plan“ nutzt die Abende unter der Woche für kurze, intensive Krafteinheiten. In beiden Fällen bleibt das Wochenende für die wichtigen, langen Radeinheiten frei, und die Krafteinheiten beeinträchtigen die Qualität der Schlüsseleinheiten auf dem Rad nicht. Es geht um clevere Priorisierung, nicht um mehr Zeitaufwand.
Warum 8 Wochen Beinpresse-Training Ihre Sprint-Power um 15% steigern kann?
Wir haben bereits festgestellt, dass Krafttraining die Basis für Sprint-Power legt. Doch der tiefere Mechanismus ist weitaus faszinierender als simpler Muskelaufbau. Wenn ein untrainierter Radfahrer sprintet, aktiviert sein Nervensystem nur einen Bruchteil der verfügbaren Muskelfasern in seinem Oberschenkel. Schweres Krafttraining, wie an der Beinpresse mit 4-10 Wiederholungen, ist im Grunde ein Training für das zentrale Nervensystem. Es ist ein lauter „Weckruf“ an den Körper, der ihn zwingt, seine Rekrutierungsstrategie zu ändern.
Dieser Prozess wird als neuronale Ansteuerung oder intramuskuläre Koordination bezeichnet. Mit jeder schweren Wiederholung lernt Ihr Gehirn, ein stärkeres elektrisches Signal an die Muskeln zu senden. Dieses Signal ist nicht nur stärker, sondern auch besser synchronisiert. Das Ergebnis: Mehr Muskelfasern kontrahieren exakt zur gleichen Zeit. Man kann es sich wie ein Ruderteam vorstellen: Anfangs rudert jeder in seinem eigenen Rhythmus. Nach gezieltem Training rudern alle synchron und erzeugen so eine massive, gebündelte Kraft.
Diese neuronale Optimierung ist der Grund, warum Sie bereits nach wenigen Wochen deutliche Kraftzuwächse spüren, lange bevor sich eine signifikante Zunahme der Muskelmasse zeigt. Die norwegische Studie hat gezeigt, dass die Probanden trotz gesteigerter Muskelmasse nicht an Gewicht zunahmen, was die Angst vieler Radfahrer vor unerwünschter Masse entkräftet. Die Effizienz des Nervensystems steigt, was direkt in einer höheren maximalen Wattleistung resultiert. Eine Steigerung der Sprint-Power um 15 % ist also keine Magie, sondern die logische Konsequenz einer optimierten Ansteuerung der bereits vorhandenen Muskulatur. Sie schalten brachliegendes Potenzial frei.
Wie Sie durch Einbein-Drills und Kadenz-Variationen Ihre Round-Pedaling-Effizienz um 12% verbessern?
Nachdem wir die Ineffizienz des „stampfenden“ Tritts erkannt haben, stellt sich die Frage nach der praktischen Umsetzung der Korrektur. Technik-Drills sind keine komplizierte Wissenschaft, sondern erfordern vor allem Konzentration und Regelmäßigkeit. Das Ziel ist es, ein neues Bewegungsmuster so oft zu wiederholen, bis es vom bewussten Denken ins Unterbewusstsein übergeht und zum neuen Standard wird – die Reprogrammierung Ihrer Bewegungsökonomie.
Einbeiniges Treten (Single Leg Drills): Suchen Sie sich eine flache, verkehrsarme Strecke oder nutzen Sie die Rolle. Klicken Sie einen Fuß aus und legen Sie ihn auf dem Hinterbau ab. Treten Sie nun mit dem anderen Bein für 30-60 Sekunden und konzentrieren Sie sich darauf, das Pedal aktiv über den „toten Punkt“ oben zu schieben und unten aktiv „über die Kuppe zu ziehen“. Die Kadenz sollte moderat sein (ca. 70-80 U/min). Führen Sie 3-5 Wiederholungen pro Bein durch, mit einer kurzen Pause dazwischen, in der Sie normal beidbeinig treten. Sie werden sofort spüren, wo Ihre Schwächen liegen.
Kadenz-Variationen: Integrieren Sie kurze Intervalle in Ihr Grundlagentraining. Wechseln Sie zum Beispiel zwischen:
- Hohe Kadenz (Spinups): 1 Minute bei 110-120 U/min mit sehr geringem Widerstand. Ziel ist es, einen ruhigen Oberkörper zu bewahren und nicht im Sattel zu „hüpfen“. Dies schult die schnelle, saubere Ansteuerung.
- Niedrige Kadenz (Stomps): 1 Minute bei 50-60 U/min mit hohem Widerstand (wie am Berg). Ziel ist es, die Kraft über den gesamten Zyklus aufrechtzuerhalten, ohne in ein stampfendes Muster zu verfallen.
Diese Übungen, 1-2 Mal pro Woche für 15-20 Minuten in Ihr Aufwärm- oder Ausfahrprogramm integriert, führen zu einer spürbaren Verbesserung des runden Tritts. Die Effizienzsteigerung von 12 % ergibt sich aus der Summe vieler kleiner Verbesserungen: weniger Energieverlust durch Ausweichbewegungen, eine bessere Nutzung der Zug- und Schubphase und eine glattere, kontinuierlichere Kraftübertragung auf die Kurbel.
Das Wichtigste in Kürze
- Krafttraining ist Nervensystem-Training: Es verbessert die Ansteuerung und Rekrutierung von Muskelfasern für mehr Maximalkraft.
- Technik-Drills sind essenziell: Sie eliminieren „tote Punkte“ im Pedaltritt und steigern die Bewegungsökonomie, was zu mehr Watt bei gleichem Aufwand führt.
- Keine Angst vor Gewichtszunahme: Radsportspezifisches Krafttraining zielt auf neuronale Anpassung, nicht auf Masseaufbau (Hypertrophie).
Wie Sie als Radfahrer gezielt Bein- und Rumpfmuskulatur aufbauen ohne schwerer oder langsamer zu werden?
Die größte Sorge vieler Radfahrer beim Thema Krafttraining ist die Angst, an Gewicht zuzunehmen und dadurch am Berg langsamer zu werden. Diese Sorge ist verständlich, basiert aber auf einem Missverständnis der verschiedenen Trainingsmethoden. Das Ziel des Krafttrainings für einen Radfahrer ist nicht die Hypertrophie (Muskelwachstum), wie sie ein Bodybuilder anstrebt, sondern die Verbesserung der intramuskulären Koordination (IK) und der Rumpfstabilität.
Der Schlüssel zur Kraftsteigerung ohne nennenswerte Gewichtszunahme liegt im Wiederholungsbereich. Während Hypertrophie-Training typischerweise im Bereich von 8-12 Wiederholungen stattfindet, konzentriert sich das IK-Training auf sehr hohe Intensitäten und wenige Wiederholungen. Das IK-Training zur Verbesserung der neuronalen Ansteuerung nutzt oft lediglich eine bis zwei Wiederholungen bei maximalem oder submaximalem Gewicht. Dieser Reiz „programmiert“ das Nervensystem auf maximale Effizienz, ohne den Muskel zum Wachsen anzuregen. Ein gezieltes Trainingsprogramm kann so die Sprint-Power um 60, 80 oder sogar 100 Watt steigern, ohne dass der Fahrer schwerer wird.
Die zweite entscheidende Säule ist die Rumpfmuskulatur. Ein starker Rumpf (Core) ist die Plattform, von der aus die Beine ihre Kraft entfalten. Ist der Rumpf schwach, verpufft ein Teil der Beinkraft in winzigen Ausgleichsbewegungen des Oberkörpers. Übungen wie Planks, Seitstütz oder der „Russian Twist“ bauen eine 360-Grad-Stabilität auf, die sicherstellt, dass 100 % der in den Beinen erzeugten Kraft auch tatsächlich am Pedal ankommen. Da es sich hierbei um stabilisierende Muskulatur handelt, führt deren Training ebenfalls nicht zu relevanter Gewichtszunahme, sondern zu einer massiven Effizienzsteigerung.
Um diese ganzheitliche Methode in die Praxis umzusetzen und Ihre Leistung auf das nächste Level zu heben, ist der nächste logische Schritt eine Analyse Ihres aktuellen Trainings und die Erstellung eines maßgeschneiderten Plans. Beginnen Sie noch heute damit, Qualität über Quantität zu stellen.