Veröffentlicht am März 15, 2024

Die klügste Tech-Investition misst sich nicht am Kaufpreis, sondern an den Gesamtkosten und dem realen Leistungszuwachs (Return on Training).

  • Ein Powermeter liefert die präzisesten Daten für eine effiziente Trainingssteuerung und ist die wichtigste Erstinvestition.
  • Versteckte Kosten wie Batterien und Service können günstige Geräte über drei Jahre teurer machen als Premium-Modelle.

Empfehlung: Beginnen Sie mit einem pedalbasierten Powermeter (ca. 400-600 €) und einem Smartphone als Radcomputer. Rüsten Sie später einen dedizierten Radcomputer und eine Smartwatch nach, wenn das Budget es erlaubt.

Sie stehen vor der Entscheidung, Ihr Radtraining auf das nächste Level zu heben und haben ein Budget von 800 €. Die Auswahl an technologischen Helfern ist überwältigend: Sollen Sie in einen Powermeter investieren, der präzise Leistungsdaten verspricht? Oder reicht eine Smartwatch in Kombination mit einer Smartphone-Halterung? Die gängige Meinung ist oft, dass Herzfrequenzmessung für Anfänger ausreicht und Wattmessung nur etwas für Profis ist. Viele Ratgeber konzentrieren sich auf den reinen Funktionsvergleich von Garmin, Wahoo und Co., ohne die entscheidende Frage zu beantworten: Was bringt Ihnen persönlich den größten Fortschritt für Ihr investiertes Geld?

Doch was wäre, wenn der Schlüssel zur optimalen Entscheidung nicht im kurzfristigen Kaufpreis, sondern im langfristigen „Return on Training“ (RoT) liegt? Es geht darum, ein Tech-Ökosystem aufzubauen, das nicht nur heute ins Budget passt, sondern Sie über Jahre hinweg am effizientesten Ihre Ziele erreichen lässt. Die wahre Frage ist nicht „Was kann ich mir leisten?“, sondern „Welche Investition maximiert meinen Trainingserfolg pro eingesetztem Euro?“.

Dieser Artikel durchbricht den Lärm der Marketingversprechen und liefert Ihnen als Ihr unabhängiger Berater eine klare, kosten-nutzen-orientierte Analyse. Wir beleuchten, warum präzise Daten die Grundlage für jeden Fortschritt sind, decken versteckte Kostenfallen auf und präsentieren eine strategische Investitions-Roadmap. So stellen Sie sicher, dass jeder Euro Ihres 800-€-Budgets eine intelligente Investition in Ihre Leistung ist.

Um Ihnen die Navigation durch dieses komplexe Thema zu erleichtern, haben wir den Artikel in logische Abschnitte gegliedert. Der folgende Überblick zeigt Ihnen die Struktur und die Kernthemen, die wir behandeln werden.

Inhaltsverzeichnis: Der Leitfaden für Ihre 800-€-Tech-Strategie

Warum Watt-basiertes Training präziser ist als Herzfrequenz, aber 10x teurer?

Der fundamentale Unterschied zwischen Watt- und Herzfrequenzmessung liegt in der Physik und Physiologie. Ein Powermeter misst die mechanische Leistung (Watt), die Sie direkt auf das Pedal bringen – eine objektive und sofortige Messung Ihrer tatsächlichen Anstrengung. Ihre Herzfrequenz ist hingegen eine Reaktion Ihres Körpers auf diese Anstrengung. Sie ist verzögert und wird von vielen externen Faktoren beeinflusst: Koffein, Stress, Temperatur oder Schlafmangel können Ihre Herzfrequenz bei gleicher Leistung stark verändern. Dieses Phänomen, bekannt als kardialer Drift, führt dazu, dass Ihre Herzfrequenz während einer langen, gleichmäßigen Belastung langsam ansteigt, obwohl Ihre Leistung konstant bleibt.

Für ein effektives Training ist diese Präzision entscheidend. Mit Watt-Daten können Sie Trainingszonen exakt definieren und Intervalle auf den Punkt genau fahren. Diese Genauigkeit hat jedoch ihren Preis. Während ein guter Herzfrequenzgurt in Deutschland für rund 80 € erhältlich ist, beginnen pedalbasierte Powermeter bei etwa 400 €. Das ist ein erheblicher Unterschied, der laut einer Analyse im TOUR-Magazin Powermeter-Test einen Faktor von 5 bis 15x ausmacht. Diese Investition ist jedoch keine für Profis, sondern für jeden, der seine begrenzte Trainingszeit maximal effizient nutzen möchte.

Vergleich zwischen Powermeter-Daten und Herzfrequenz-Drift während einer Bergfahrt im deutschen Mittelgebirge

Die obige Darstellung verdeutlicht das Konzept: Während die Wattmessung (gerade Linien) die konstante Leistung objektiv abbildet, zeigt die Herzfrequenzkurve (wellenförmige Linien) eine ansteigende Tendenz. Ein Training, das nur auf Herzfrequenz basiert, würde Sie dazu verleiten, die Leistung zu reduzieren, obwohl dies nicht dem Trainingsziel entspricht. Die Investition in einen Powermeter ist also eine Investition in unverfälschte, vergleichbare Leistungsdaten – die Grundlage für echten Fortschritt.

Wie Sie Power-Meter nach Genauigkeit, Preis und Kompatibilität für Ihre Räder wählen?

Wenn die Entscheidung für einen Powermeter gefallen ist, beginnt die Suche nach dem richtigen Modell. Die drei Hauptkategorien – kurbelbasiert, pedalbasiert und kurbelarmbasiert – unterscheiden sich erheblich in Preis, Kompatibilität und Messgenauigkeit. Kurbelbasierte Systeme wie die von SRM gelten als Goldstandard in Sachen Genauigkeit (oft ±1 %), sind aber teuer und fest an ein bestimmtes Fahrrad gebunden. Kurbelarm-Systeme (z.B. von Stages) messen oft nur die Leistung eines Beins und verdoppeln den Wert. Das ist günstiger, kann aber bei muskulären Dysbalancen zu Ungenauigkeiten führen. Für die meisten Einsteiger mit einem 800-€-Budget stellen pedalbasierte Powermeter (z.B. Favero Assioma) den besten Kompromiss dar.

Sie bieten eine hohe Genauigkeit von ±1-2 % und sind universell einsetzbar. Das bedeutet, Sie können die Pedale in wenigen Minuten von Ihrem Rennrad an Ihr Gravelbike oder sogar an ein Indoor-Bike montieren. Diese Flexibilität ist ein enormer Vorteil, wenn Sie mehrere Räder besitzen oder in Zukunft ein neues Rad kaufen möchten. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Kriterien für in Deutschland gängige Systeme.

Powermeter-Typen: Genauigkeit, Service und Kompatibilität in Deutschland
Typ Genauigkeit Preis Service in DE Kompatibilität
Kurbelbasiert (SRM) ±1-2% 800-3000€ Service-Center vorhanden Fahrradspezifisch
Pedalbasiert (Favero Assioma) ±1-2% 400-700€ EU-Support Universell einsetzbar
Kurbelarm (Stages) ±1,5-2% 300-600€ Händlernetz Kurbelabhängig

Bei der Wahl ist auch die Reputation des Herstellers entscheidend. Unabhängige Experten wie Ray Maker (DC Rainmaker) und Shane Miller (GP Lama) sind hier wertvolle Quellen. Ihre kritische Analyse, zitiert im TOUR Magazin, warnt beispielsweise vor wiederkehrenden Problemen bei bestimmten Modellen:

Nach den publizierten Daten zu urteilen hat Shimano ein Designproblem mit seinem Powermeter, das in den Tests oft, aber nicht immer komische Sachen anzeigte

– Ray Maker (DC Rainmaker) und Shane Miller (GP Lama), TOUR Magazin Powermeter-Analyse

Eine solche Einschätzung unterstreicht die Wichtigkeit, sich nicht nur von Markennamen leiten zu lassen, sondern auf bewährte und zuverlässige Technologie zu setzen, insbesondere wenn es um eine so datenkritische Komponente geht.

Garmin Edge vs. Wahoo vs. Smartphone + Quadlock: Was bei 15h Training/Woche?

Ein Powermeter allein ist nutzlos; Sie benötigen ein Anzeigegerät, das die Daten empfängt, anzeigt und aufzeichnet. Hier stehen Sie vor der Wahl: ein dedizierter Radcomputer von Marktführern wie Garmin oder Wahoo oder Ihr bereits vorhandenes Smartphone mit einer robusten Halterung wie Quadlock? Für einen Sportler, der 15 Stunden pro Woche trainiert, ist die Akkulaufzeit das K.O.-Kriterium. Ein Smartphone, das gleichzeitig navigiert, Musik abspielt und Leistungsdaten via ANT+ oder Bluetooth empfängt, wird bei langen Ausfahrten schnell an seine Grenzen stoßen. Dedizierte Radcomputer sind hier klar im Vorteil.

Dabei gibt es feine, aber wichtige Unterschiede. Der Wahoo ELEMNT BOLT v2 ist für seine intuitive Bedienung und lange Akkulaufzeit bekannt, während Garmin-Geräte oft mit einem größeren Funktionsumfang und erweiterten Analysemetriken punkten. Bei 15 Stunden Training pro Woche müssen Sie einen Radcomputer unter Umständen zweimal pro Woche laden. Ein ausführlicher Praxistest von Navigation-Professionell zeigt, dass der Wahoo BOLT v2 eine Akkulaufzeit von 13-14 Stunden mit aktiver Navigation und Sensoren erreicht, was für die meisten langen Einheiten ausreicht. Ein Smartphone ist hier eher eine Lösung für kürzere Fahrten oder als kostengünstiger Einstieg.

Ein weiterer, oft übersehener Aspekt in Deutschland ist der Datenschutz gemäß DSGVO. Ihre Gesundheits- und Positionsdaten sind sensibel. Die meisten Hersteller wie Garmin und Wahoo nutzen Server in den USA. Es ist wichtig, ein Gerät zu wählen, das Ihnen die Kontrolle über Ihre Daten gibt. Die Möglichkeit, Daten zu exportieren, zu löschen und Offline-Karten (z.B. Komoot auf Wahoo) zu nutzen, erhöht Ihre Datensouveränität.

Ihre DSGVO-Checkliste für Radcomputer:

  1. Server-Standort prüfen: Informieren Sie sich, wo Ihre Daten gespeichert werden (z.B. Garmin/Wahoo in den USA, Sigma in Deutschland).
  2. Datenexport-Funktion testen: Stellen Sie sicher, dass ein vollständiger, DSGVO-konformer Export Ihrer Trainingsdaten möglich ist.
  3. Löschrechte verifizieren: Prüfen Sie, ob eine vollständige und unwiderrufliche Löschung Ihrer Daten auf Anfrage des Anbieters garantiert wird.
  4. Offline-Funktionen bevorzugen: Nutzen Sie Funktionen wie das Laden von Komoot-Karten auf Wahoo-Geräte, um die Datenübertragung zu minimieren.
  5. Datensparsamkeit einrichten: Aktivieren Sie nur die Sensoren und Cloud-Features, die Sie wirklich für Ihr Training benötigen.

Die versteckte Kosten-Falle: Warum billige Power-Meter mit 40h Batterieleben teurer werden als Premium mit 400h?

Der reine Kaufpreis ist nur ein Teil der Gleichung. Ein entscheidender Faktor für die Gesamtkosten (Total Cost of Ownership – TCO) ist die Batterielaufzeit. Ein vermeintlich günstiger Powermeter mit einer Laufzeit von nur 40 Stunden zwingt Sie bei einem Trainingspensum von 15 Stunden pro Woche zu fast monatlichen Batteriewechseln. Ein Premium-Modell mit 400+ Stunden Laufzeit benötigt vielleicht nur einmal im Jahr neue Batterien. Über einen Zeitraum von drei Jahren summieren sich die Kosten für Knopfzellen und der damit verbundene Aufwand erheblich. Es geht nicht nur um das Geld, sondern auch um die Zuverlässigkeit und den mentalen Stress, ständig an den Batteriestatus denken zu müssen.

Makroaufnahme von CR2032-Batterien mit verschwommenen Trainingsgeräten im Hintergrund

Die Analyse der Gesamtkosten zeigt oft ein kontraintuitives Bild. Ein höherer Anschaffungspreis kann sich durch niedrigere Betriebskosten und eine längere Lebensdauer schnell amortisieren. Dies gilt insbesondere für Geräte mit wiederaufladbaren Akkus (wie bei einigen SRM- oder Favero-Modellen) im Vergleich zu solchen mit Knopfzellen.

Der folgende TCO-Vergleich, basierend auf Daten von Analysen wie sie auf bikes.de zu finden sind, illustriert diesen Punkt. Er berücksichtigt den Anschaffungspreis und die geschätzten Batteriekosten über drei Jahre.

Total Cost of Ownership (TCO) über 3 Jahre für verschiedene Powermeter
Powermeter Anschaffung Batterien/Jahr Service TCO 3 Jahre
Stages Power L (175h) 400€ 20€ 0€ 460€
Garmin Rally (120h) 700€ 35€ 0€ 805€
SRM Origin (300h+) 1200€ 10€ 0€ 1230€

Zusätzlich zu den Betriebskosten sollten Sie auch das finanzielle Risiko eines Defekts oder Diebstahls bedenken. Hochwertige Tech-Komponenten sind begehrt. Eine gute Fahrradversicherung ist in Deutschland unerlässlich. Laut der ADAC Fahrradversicherung liegt die maximale Versicherungssumme bei 10.000 € pro Fahrrad, und fest verbaute Teile wie ein Powermeter sind in der Regel mitversichert. Dies ist eine weitere, kleine, aber wichtige „versteckte“ Kostenposition, die zur Absicherung Ihrer Investition beiträgt.

Welche Tech zuerst kaufen: Power-Meter Jahr 1, Smartwatch Jahr 2, Premium-Computer Jahr 3?

Mit einem Budget von 800 € müssen Sie Prioritäten setzen. Es ist nicht möglich, sofort ein komplettes High-End-Ökosystem zu kaufen. Der Schlüssel liegt in einer strategischen Investitions-Roadmap, die den größten Trainingsnutzen an die erste Stelle setzt. Die wichtigste Regel lautet: Datenerfassung vor Datenanzeige vor Komfort. Der größte Sprung in der Trainingsqualität kommt von präzisen Leistungsdaten. Daher sollte der Powermeter immer die erste und wichtigste Investition sein.

Eine Smartwatch ist ein „Nice-to-have“. Sie liefert zwar interessante Gesundheitsdaten für den Alltag (Schlaf, Stress), aber für die gezielte Leistungssteuerung auf dem Rad ist sie sekundär. Die Herzfrequenzmessung kann zu Beginn auch ein günstiger Brustgurt übernehmen. Ein Premium-Radcomputer ist ebenfalls ein späteres Upgrade. Für den Anfang reicht ein günstigeres Modell oder sogar Ihr Smartphone, um die Watt-Daten anzuzeigen. Der Fokus liegt darauf, die Investition auf mehrere Jahre zu verteilen, um die finanzielle Belastung zu reduzieren, ohne auf die entscheidenden Daten zu verzichten.

Fallstudie: Upgrade-Pfad für den „Wochenend-Krieger“ mit Ziel Ötztaler Radmarathon

Ein typischer, ambitionierter Amateurfahrer könnte seine Investition wie folgt staffeln: Im Jahr 1 wird mit einem gebrauchten Radcomputer (z.B. Wahoo BOLT für 150 € auf eBay Kleinanzeigen) und einem Herzfrequenzgurt gestartet, um das Training zu strukturieren. Im Jahr 2 folgt die entscheidende Investition in pedalbasierte Powermeter (z.B. Favero Assioma für 400 €), um das Training auf eine neue Stufe zu heben. Im Jahr 3 kann dann ein Upgrade auf einen Premium-Radcomputer wie den Garmin Edge 840 erfolgen, der erweiterte Navigations- und Analysefunktionen für die finale Marathon-Vorbereitung bietet. Die Gesamtinvestition wird so auf drei Jahre verteilt.

Diese schrittweise Vorgehensweise ermöglicht es Ihnen, sofort von den wichtigsten Vorteilen zu profitieren, während Sie Ihr Tech-Ökosystem nach und nach ausbauen. Es ist der finanziell und sportlich intelligenteste Weg, um mit einem begrenzten Budget langfristig erfolgreich zu sein.

Warum Watt-basiertes Training präziser ist als Herzfrequenz, aber 10x teurer?

Nachdem wir die technischen Grundlagen geklärt haben, kehren wir zur Kernfrage zurück: Warum sollte man den 5- bis 15-fachen Preis für einen Powermeter zahlen? Die Antwort liegt im Konzept des „Return on Training“ (RoT). Ihre Trainingszeit ist begrenzt und wertvoll. Watt-basiertes Training ermöglicht es Ihnen, diese Zeit maximal effizient zu nutzen. Jede Pedalumdrehung wird in einem spezifischen, geplanten Leistungsbereich absolviert. Es gibt kein „Junk-Training“ mehr, bei dem Sie aufgrund einer schwankenden Herzfrequenz zu hart oder zu locker fahren.

Stellen Sie sich zwei Athleten mit jeweils 8 Stunden Trainingszeit pro Woche vor. Athlet A trainiert nach Herzfrequenz und verbringt aufgrund von kardialem Drift und anderen Störfaktoren schätzungsweise 10-15 % seiner Zeit außerhalb der optimalen Trainingszone. Athlet B trainiert mit einem Powermeter und absolviert 99 % seiner Intervalle im exakt richtigen Bereich. Über ein Jahr hinweg hat Athlet B hunderte von Stunden qualitativ hochwertigeres Training absolviert, obwohl die Gesamtzeit identisch war. Sein Leistungszuwachs wird signifikant höher sein.

Der hohe Preis des Powermeters ist also eine Investition in die Effizienz. Er kauft Ihnen nicht nur ein Gerät, sondern auch die Gewissheit, dass Ihr hartes Training den maximal möglichen Ertrag bringt. Für einen ambitionierten Einsteiger mit klaren Zielen ist dies der größte Hebel zur Leistungssteigerung. Anstatt Geld in aerodynamische Laufräder oder leichtere Komponenten zu stecken, deren Nutzen oft nur marginal ist, investieren Sie in die Qualität jeder einzelnen Trainingseinheit. Das ist der Kern eines intelligenten, kosten-nutzen-orientierten Ansatzes.

Wie Sie Power-Meter nach Genauigkeit, Preis und Kompatibilität für Ihre Räder wählen?

Die technische Wahl eines Powermeters geht über die reine Kategorisierung hinaus. Sie ist eine strategische Entscheidung, die Ihr gesamtes Tech-Ökosystem beeinflusst. Bevor Sie kaufen, müssen Sie sich fragen: Wie sieht meine Fahrradflotte heute und in Zukunft aus? Wenn Sie nur ein Rennrad besitzen und planen, diesem treu zu bleiben, kann ein kurbel- oder kurbelarmbasiertes System eine gute, integrierte Lösung sein. Sobald jedoch ein zweites Rad – etwa ein Gravel- oder Zeitfahrrad – ins Spiel kommt, explodieren die Kosten, wenn Sie für jedes Rad ein eigenes System benötigen.

Hier zeigt sich erneut die Stärke der pedalbasierten Systeme. Ihre universelle Kompatibilität macht sie zukunftssicher. Sie investieren einmal in die Messtechnologie und können diese flexibel auf verschiedenen Rädern nutzen. Ein weiterer strategischer Punkt ist der Service. Was passiert, wenn das Gerät einen Defekt hat? Marken wie SRM haben Service-Center in Deutschland, was eine schnelle Reparatur verspricht. Andere, wie Favero, bieten einen EU-weiten Support. Klären Sie diese Fragen vor dem Kauf, um im Ernstfall nicht wochenlang auf Ihr wichtigstes Trainingsgerät verzichten zu müssen.

Eine oft unterschätzte Strategie ist der Blick auf den Gebrauchtmarkt, insbesondere bei Premium-Produkten. Eine Analyse von Angeboten auf Plattformen wie eBay Kleinanzeigen zeigt, dass selbst ältere, gebrauchte SRM-Powermeter immer noch extrem genaue Messwerte liefern. Dies beweist den Wert einer „Buy once, cry once“-Philosophie: Eine höhere Anfangsinvestition in ein qualitativ hochwertiges, langlebiges Produkt kann sich gegenüber mehreren Käufen günstigerer, aber weniger robuster Alternativen langfristig auszahlen. Ihr Ziel sollte es sein, ein System zu wählen, das nicht nur heute passt, sondern auch in Ihr geplantes Ökosystem von morgen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gesamtkosten vor Kaufpreis: Berücksichtigen Sie immer die Total Cost of Ownership (TCO), inklusive Batterien und Service, über einen Zeitraum von 3 Jahren.
  • Präzision maximiert den Trainings-ROI: Ein Powermeter ist die wichtigste Erstinvestition, da präzise Daten die Effizienz jeder Trainingseinheit maximieren.
  • Bauen Sie ein flexibles Ökosystem: Beginnen Sie mit einem universell einsetzbaren Powermeter (Pedale) und einem Smartphone, und rüsten Sie Radcomputer und weitere Sensoren schrittweise nach.

Elektronische Schaltung vs. mechanische Kettenschaltung: Welche Antriebstechnologie für welchen Fahrertyp?

Obwohl die Schaltung primär Teil des Fahrrads und nicht des 800-€-Tech-Budgets ist, beeinflusst sie das Fahrerlebnis und die Wartung. Eine mechanische Kettenschaltung ist der bewährte Standard: robust, relativ günstig und von praktisch jeder Fahrradwerkstatt in Deutschland einstellbar. Sie ist die pragmatische Wahl für Fahrer, die Wert auf einfache Wartung und Unabhängigkeit legen. Elektronische Schaltungen wie Shimanos Di2 oder SRAMs AXS bieten hingegen perfekten, schnellen und immer präzisen Schaltkomfort. Einmal eingestellt, funktionieren sie unter allen Bedingungen tadellos.

Der Nachteil der Elektronik liegt in der Komplexität und den potenziellen Service-Hürden. Wie ein Fahrradwerkstatt-Experte aus der Praxis berichtet, kann dies besonders in ländlichen Regionen Deutschlands zu einem Problem werden:

Eine mechanische Schaltung kann jeder lokale Fahrradladen einstellen. Für die Diagnose einer elektronischen Schaltung benötigt man oft spezifische Software und geschultes Personal – ein potenzieller Nachteil in ländlichen Regionen.

– Fahrradwerkstatt-Experte, Praxiserfahrung aus deutschen Fahrradwerkstätten

Für Ihr 800-€-Budget zur Leistungsdiagnostik ist die Wahl der Schaltung sekundär. Der Fokus sollte klar auf der Datenerfassung liegen. Interessant wird die elektronische Schaltung jedoch, wenn sie mit dem Powermeter und Radcomputer kommuniziert. Sie kann Daten zum aktuellen Gang oder zur Trittfrequenz liefern und ermöglicht bei Indoor-Trainern im ERG-Modus eine automatische Anpassung, was den Komfort erhöht. Letztendlich ist die Entscheidung eine des persönlichen Geschmacks und der Prioritäten: bevorzugen Sie maximale Zuverlässigkeit und einfache Wartbarkeit (mechanisch) oder perfekten Schaltkomfort und erweiterte Konnektivität (elektronisch)?

Für die Kaufentscheidung Ihres Tech-Equipments spielt die Schaltung eine untergeordnete Rolle. Es ist dennoch nützlich, die grundlegenden Unterschiede und deren Auswirkungen auf Service und Nutzung zu kennen.

Häufige Fragen zum Tech-Setup im Radsport

Funktioniert Di2/AXS mit meinem Garmin Edge?

Ja, moderne elektronische Schaltungen wie Shimano Di2 oder SRAM AXS können via ANT+ mit Radcomputern von Garmin, Wahoo und anderen verbunden werden. Dies ermöglicht die Anzeige des aktuellen Gangs auf dem Display. Einige Powermeter nutzen diese Verbindung sogar, um die Leistungswerte je nach Kettenposition zu korrigieren und die Genauigkeit weiter zu erhöhen.

Ist die Integration den Mehrpreis wert?

Im Rahmen eines 800-€-Tech-Budgets, das sich auf die Leistungsdiagnostik konzentriert, spielt die Art der Schaltung eine untergeordnete Rolle. Sie ist Teil des Gesamtfahrrads. Ihr Fokus sollte zuerst auf einem präzisen Powermeter und einem zuverlässigen Anzeigegerät liegen. Die Schaltungsintegration ist ein Komfort-Feature, aber keine Notwendigkeit für effektives Training.

Welches System für Zwift/Indoor-Training?

Für das Indoor-Training auf Plattformen wie Zwift bieten elektronische Schaltungen im sogenannten ERG-Modus einen Vorteil. Hier steuert die Software den Widerstand des Trainers. Bei einer elektronischen Schaltung passt sich das System oft automatisch an, während Sie bei einer mechanischen Schaltung manuell den passenden Gang wählen müssen, um eine angenehme Trittfrequenz zu halten.

Geschrieben von Stefanie Weber, Stefanie Weber ist Diplom-Ingenieurin für Maschinenbau (TU München) mit 16 Jahren Spezialisierung auf Fahrradtechnologie, Aerodynamik und Leichtbau-Konstruktion. Sie arbeitet als technische Beraterin für Premium-Fahrradhersteller und testet Komponenten auf Performance, Sicherheit und Alltagstauglichkeit.